KINOPROGRAMM

Unser Kinoprogramm

Latte Igel und der magische Wasserstein

Kinderfilm / Kirchberger Literaturtage

Regie: Regina Welker/Nina Wels
Land: D/Belgien 2019
Länge: 81 Min.
FSK: o. Al.
Animationsfilm
Prädikat besonders wertvoll

Latte ist eine Igeldame. Sie liebt es, Geschichten zu erzählen, in denen sie die furchtlose Heldin ist. Als der Wald, in dem sie lebt, einer Dürre ausgesetzt ist, erzählt der Rabe Korp auf einer Versammlung eine alte Sage, nach der das Wasser ausbleiben würde, weil der magische Wasserstein von der Bergspitze vom Bärenkönig gestohlen worden sei und er diesen im Nordwald versteckt habe. Das Wasser würde wieder fließen, wenn der Stein an seinen Ursprungsort zurückgebracht würde. 
Latte kündigt mutig an, dass sie den magischen Eckstein von Bärenkönig Bantur, der ihn gestohlen habe, zurückholen werde. Dazu begeben sich die Igelin Latte mit dem Eichhörnchen Tjum auf eine Reise, um den magischen Wasserstein wiederzuholen. Unterwegs treffen sie viele Tiere und entgehen Gefahren. In der Bärenhöhle werden sie zunächst gefangen genommen, können aber mit Hilfe von Amaroo, dem Sohn des Bärenkönigs, fliehen und den Wasserstein zurück zum Ursprungsort bringen. 
Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, weil sich „ein Animationsfilm für Kinder das Element Wasser zum Thema macht“. Der Film sei die ideale „Kinounterhaltung für unsere jungen Zuschauer, bei der aber auch begleitende Eltern und Großeltern ihre Freude haben werden.“
Die Spieltermine finden Sie in der Übersicht zum  downloaden, am Anfang der Seite.

Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste

 Biopic / Kirchberger Literaturtage

Regie: Margarethe von Trotta
Land: D 2023
Länge: 112 Min.
FSK: o.Al.
Darst.: Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Basil Eidenbenz


Als sich Ingeborg Bachmann und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte.
Vier Jahre lang führen beide eine aufreibende Beziehung, die in Paris beginnt und über Zürich nach Rom führt. Doch künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen die Harmonie zu stören und treiben Ingeborg Bachmann langsam in den Zusammenbruch. Auch Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bei einer Reise in die Wüste Ägyptens versucht sie ihre Beziehung zu Max Frisch zu verarbeiten und sich langsam davon zu lösen. Nach Rosa Luxemburg und Hannah Arendt widmet sich Margarethe von Trotta in diesem Film erneut einer weiblichen Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts: Unverändert gilt die österreichische Lyrikerin, die vor 50 Jahren im Alter von nur 47 Jahren unter tragischen Umständen aus dem Leben schied, als einsame literarische Größe. Mit Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld in den Hauptrollen, zeichnet von Trotta nach eigenem Drehbuch die toxische Beziehung von Ingeborg Bachmann und dem Schweizer Literaten Max Frisch nach, in einem ebenso eleganten wie aufwühlenden Film, der unter großem Aufwand in sechs verschiedenen Ländern entstand.
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Andrea läßt sich scheiden

Tragikomödie

Regie: Josef Hader
Länge: 93 Min
FSK: 6 Jahre
Darst.: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert

Andrea lebt auf dem Land und arbeitet als Polizistin. Sie hat erst vor kurzer Zeit ihren Ehemann Andy verlassen und bereits eine Stellenzusage der Kripo angenommen Auf der Geburtstagsfeier ihres aktuellen Dienstkollegen Georg kommt es zu einer Auseinandersetzung mit ihrem betrunkenen Noch-Ehemann. Er versucht, sie zu einem Neustart ihrer Beziehung zu überreden. Sie lehnt ab und bittet ihn, in die Scheidung einzuwilligen.
Kurze Zeit später befindet sie sich in ihrem Wagen auf der Heimfahrt auf der Landstraße. Ein Anruf ihres Vaters, bei dem sie eingezogen ist, als sie Andy verlassen hat, führt zu einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, und etwas trifft mit großer Wucht die Front ihres Autos. Als sie aussteigt, stellt sie fest, dass sie ihren Mann überfahren hat. Noch in derselben Nacht klingelt ihr Kollege mit der Nachricht vom Tod ihres Mannes bei ihr und berichtet, der Unfallfahrer habe sofort die Polizei verständigt und sich gestellt. Während Andrea versucht, ihre Spuren zu verwischen, indem sie ihren VW reparieren lässt, beginnt der vermeintliche Unfallverursacher Franz wieder zu trinken. Von Schuldgefühlen geplagt, sucht Andrea Franz immer wieder auf und beobachtet mit Entsetzen, wie er mehr und mehr den Halt im Leben verliert. Bei einem Kaffee stellt sich jedoch heraus, dass die Spurensicherung an Andys Kleidung Lackabrieb eines weißen VWs entdeckt hat. Während Andrea noch ahnungslos tut, hat ihr zukünftiger Kollege sie längst überführt. Er macht ihr jedoch klar, dass er Stillschweigen über seine Erkenntnisse bewahren werde, weil er sie mehr als nur rein kollegial mag. Einige Zeit spielt Andrea das Spiel mit, dann jedoch stellt sie sich mit einer Selbstanzeige auf ihrer Heimatdienststelle.

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    2001 Odyssee im Weltraum

    Science-Fiction Klassiker / Kooperation Arbeitskreis Schlosskonzerte

    Regie: Stanley Kubrick
    Land: USA
    Länge: 145 Min.
    FSK: 12 Jahre
    Darst.: Keir Dullea, Gary Lockwood, Daniel Richter

    In Kubricks Weltraumepos wird über einen Zeitraum von 4 Millionen Jahren eine mystisch-mythologische Geschichte der menschlichen Evolution erzählt. Die im Jahr 2001 angelegte Haupthandlung des Films zeigt, wie der Astronaut Bowman eine Odyssee im Weltraum erlebt.
    Der Film beginnt mit einer Gruppe Affenmenschen, die jeden Tag ums nackte Überleben kämpfen, bis eines Tages ein schwarzer Monolith auftaucht, der ihr Leben völlig verändert. Millionen Jahre später, der Mensch hat längst den Weltraum erobert, fliegt eine Raumfähre mit dem Wissenschaftler Dr. Floyd zur Mondstation Clavius. Dort zeigen ihm die Wissenschaftler einen ähnlichen Monolithen, wie zuvor bei den Urmenschen. 18 Monate später: David Bowman und seine Crew fliegen zu einer wissenschaftlichen Mission zum Jupiter. An Bord ist der unfehlbare Computer HAL, der die komplette Kontrolle über alle Vorgänge im Schiff hat. Je näher sie aber ihrem Ziel kommen, desto unsicherer scheint ihnen HAL zu werden. Daraufhin geschehen eigenartige Dinge.
    Der als Meisterwerk geltende Film bietet Spielraum für verschiedene allegorische und philosophische Interpretationsansätze. Noch vor der ersten bemannten Mondlandung und Jahrzehnte vor der Entwicklung digitaler Bildanimationen lieferte Kubrick mittels innovativ eingesetzter Kamera- und optischer Effekttechniken als realistisch wahrzunehmende Bilder des Weltalls. 2001: Odyssee im Weltraum wurde für die Kameraarbeit, das Produktionsdesign, die visuellen Spezialeffekte und den Filmton ausgezeichnet.
    2001: Odyssee im Weltraum beginnt mit einer dreiminütigen Sequenz in absoluter Finsternis, musikalisch untermalt von György Ligetis Werk Atmosphères. Mit der Einblendung des stilisierten MGM-Logos The Stylized Lion ertönt die Titelmusik Also sprach Zarathustra des Komponisten Richard Strauss. Als erstes Filmbild baut sich eine aus dem Weltraum gesehene astronomische Konstellation auf, in der sich Mond, Erde und Sonne in Konjunktion befinden.

    Wir zeigen diesen Film in Kooperation mit dem Arbeitskreis Schlosskonzerte Kirchberg, begleitend zum Jahresmotto "Über Grenzen".

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    The Zone of Interest

    Literaturverfilmung / Kirchberger Literaturtag / Werkschau Sandra Hüller

    Regie: Jonathan Glazer
    Land: USA/GB/PL 2023
    Länge: 106 Min.
    FSK: 12 Jahre
    Darst.: Sandra Hüller, Christian Friedel, Ralph Herforth

    Fast idyllisch mutet das Leben an, das Hedwig und Rudolf Höß führen, irgendwo in der polnischen Provinz, wo sie mit den Kindern an malerischen Seen baden, Geburtstag feiern, wo sie den Haushalt führt und er tagtäglich zur Arbeit geht. Er hat es nicht weit, denn direkt hinter dem schmucken Haus mit großem Garten, das die Familie bewohnt, erheben sich die Mauern von Auschwitz. Höß ist der Leiter des Konzentrationslagers dessen Name Synonym für die Vernichtungsmaschine der Nazis wurde, die mindestens sechs Millionen Juden ermordete.
    All das ist weidlich bekannt, unzählige Bücher, Filme und andere künstlerische Versuche sind in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, die auf die ein oder andere Weise versuchten, das Unvorstellbare verständlich zu machen. Vor gut zehn Jahren erschien Martin Amis Roman „The Zone of Interest“, (dt.: Interessengebiet) in dem der britische Skandalautor einen kaleidoskopartigen Blick auf das Leben diverser Menschen warf, die in und um Auschwitz lebten und arbeiteten. Diesen Roman hat nun Jonathan Glazer adaptiert. Der Film bleibt immer Außen, überquert nie die Mauern von Auschwitz, zeigt das nur scheinbar ganz normale Leben im Schatten des Grauens. Hedwig genießt den großen Garten, den sie liebevoll pflegt und stört sich scheinbar nicht am konstanten Wummern der Öfen, an gelegentlichen Schüssen, die über die Mauer hinüberwabern, auch nicht am Klang des Orchesters, das an der Laderampe spielt, um die neuen Gefangene in ein Gefühl der falschen Sicherheit zu wiegen. Rudolf wiederum ist ein mustergültiger Nazi, der seine Aufgabe beflissentlich erfüllt und eifrig bemüht ist, den Vernichtungsprozess rationaler ablaufen zu lassen. Ein Vertreter sitzt da einmal bei ihm im Wohnzimmer und stellt eine neue Idee für Brennöfen vor, die Höß begutachtet als würde es sich um neue Regale handeln.
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      Die Herrlichkeit des Lebens

      Literaturverfilmung / Kirchberger Literaturtage

      Regie: Georg Maas, Judith Kaufmann
      Land: D/A 2024
      Länge: 98 Min.
      FSK: 6 Jahre
      Darst.: Sabin Tambrea, Henriette Confurius

      Franz Kafka schrieb in sein Tagebuch: „Manchmal ist das Glück am größten, wenn es ganz klein ist“, – das Zitat steht als Motto über der Verfilmung des Romans. Der Film bewahrt ein schönes atmosphärisches Gleichgewicht zwischen dem gelebten Glück des Moments und der allgegenwärtigen Bedrohung durch die Krankheit, denn Franz Kafka ist krank – unheilbar krank, als er seine große Liebe Dora Diamant kennenlernt.
      Im Zentrum steht ganz und gar die Liebesgeschichte der beiden ungleichen Persönlichkeiten Dora und Franz, fantastisch gut besetzt mit Henriette Confurius und Sabin Tambrea. Dem Film gelingt es, eine stimmungsvolle, leise Spannung zu bewahren, die nur wenig mit Kafkas vorsehbarem Tod zu tun hat, sondern umso mehr mit dem, was sich die beiden Liebenden gegenseitig geben können und wie sie mit dem Wissen umgehen, dass ihre Liebe ein absehbares Ende finden wird. Das hat etwas sehr Poetisches – als fein ziselierte Auseinandersetzung mit dem Unausweichlichem. Visuell gelingt das durch ein zeitloses Setting, das vollkommen ohne 20er Jahre-Glamour und Vintage-Atmosphäre auskommt, und durch den Einsatz warmer, weicher Farben, was auch durch den klassisch motivierten Soundtrack unterstützt wird. Doras Engagement für die Kommunistische Partei, ihr Bekenntnis zur Arbeiterklasse und zum Judentum … all das wird gar nicht groß thematisiert, sondern gehört wie selbstverständlich zu ihrer Persönlichkeit. Auch das macht den Film interessant und spannend, er hat überhaupt nichts Besserwisserisches oder Belehrendes. Das Wissen um das nahe Ende ihrer Beziehung schwebt als ständige Bedrohung über dem Paar. Wie geht man damit um, wenn der geliebte Partner zum Patienten wird und wenn die Partnerin von der sinnlichen Geliebten zur Pflegekraft mutiert? Es gibt zwei Menschen, die sich innig lieben und die wissen, dass sie nur wenig Zeit miteinander haben. Nur der Moment ist wichtig.

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      Gondola

      Film-Märchen / Silvis Filmtipp

      Regie: Veit Helmer
      Land: D/ Georgien 2023
      Länge: 83 Min.
      FSK: 6 Jahre
      Darst.: Mathilde Irrmann, Nina Sosella, Naira Chichinadze

      Eine Geschichte über knapp eineinhalb Stunden ausschließlich über Gesten, Blicke, Musik und eine betörende Landschaft zu erzählen und sich dabei auf zwei Gondeln einer altertümlichen Seilbahn und deren unmittelbares Umfeld zu beschränken, zeugt von einer unglaublichen Liebe und dem Glauben an die Kraft und die Magie des Kinos. 
      Mit seinem Film fabuliert der deutsche Filmemacher und Autor genau solch eine Geschichte voller poetischer Fantasie – und ohne ein einziges gesprochenes Wort. Die junge Iva kehrt nach dem Tod ihres Vaters in ein kleines Dorf in einem Tal der georgischen Berge zurück und übernimmt auch gleich seinen Job als Schaffner in der Seilbahn. Von den Dorfbewohnern wird sie mit Argwohn, gar Ablehnung bedacht, zumindest anfänglich. Ihre Kollegin ist die ebenfalls junge Nino, die von einer Karriere als Stewardess bei der staatlichen Airline träumt. Und dann ist da noch ihr etwas dümmlich-machohafter Chef, der sich um beide Frauen eher ungelenk und vor allem erfolglos bemüht. Der Alltag ist eintönig, die Fahrgäste sind mit Ausnahme einiger Dorfbewohner und einer Kuh eher rar. Es ist eine Umgebung, die dazu einlädt, sich in die Ferne zu träumen, der Ödnis mit Leidenschaft und Albernheiten zu entkommen.
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      Kleine schmutzige Briefe

      Komödie

      Regie: Thea Sharrock
      Land: GB 2023
      Länge: 100 Min.
      FSK: 12 Jahre
      Darst.: Olivia Colman, Jessie Buckley, Anjana Vasai

      Kurz nach dem 1. Weltkrieg, um 1920 herum, lebten in der englischen Kleinstadt Littlehampton zwei Nachbarinnen, Rose Gooding und Edith Swan. Sie hatten sich angefreundet, nachdem Rose neu zugezogen war. Doch irgendwann war Schluss mit lustig, die beiden Frauen zerstritten sich.
      Als wenig später Edith und weitere Frauen in Littlehampton obszöne anonyme Briefe erhielten, war allen sofort klar, wer die Schuldige sein musste – Rose Gooding, die Neue. Sie wurde angeklagt, verurteilt und inhaftiert. Aber damit war der Fall noch lange nicht abgeschlossen, denn es gab auch Zweifel an Roses Schuld, und so wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Diese Geschichte ist wirklich passiert, tatsächlich auch in Littlehampton (West Sussex). Der damalige Skandal erschütterte seinerzeit nicht nur das verschlafene Küstenstädtchen selbst, sondern ganz England.
      Der von Brief zu Brief immer pikantere Inhalt der anonymen Epistel war bald in aller Munde und wurde hinter vorgehaltener Hand begierig diskutiert. Das Medieninteresse war für damalige Verhältnisse riesig – die Daily Mail sprach etwa vom „Seaside Mystery“. Littlehampton wird hier zur typischen englischen Kleinstadt, in die kurz nach dem 1. Weltkrieg mit der Ruhe auch das Spießertum wieder eingekehrt ist – hier regiert das Vorurteil, eine gute Portion Bigotterie und Heuchelei ist ebenfalls dabei. Frauen haben hier wenig zu melden, doch ab und an ist ein Hauch von Auflehnung spürbar. Auch durch die anonymen Briefe kommt Bewegung in die träge Gesellschaft. Aber Achtung: Der Film ist weder ein lupenreiner Krimi noch eine Krawallkomödie, der Grundton ist eher zurückhaltend, „very British“ eben. Das liegt an den wunderbar gezeichneten, schrägen Charakteren – einer wie der andere ein Original, auch in den kleinsten Rollen sind echte Typen zu sehen.
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      Der Zopf

      Literaturverfilmung / Reihe Frauen im Kino

      Regie: Laetitia Colombani
      Land: F/Can/I/B 2023
      Länge: 122 Min.
      FSK: 12 Jahre
      Darst.: Kim Raver, Fotini Peluso, Mia Maelzer

      Laetitia Colombani hat ihren eigenen Roman aus dem Jahr 2017 verfilmt. Sie erzählt die Geschichte dreier Frauen – einer in Indien, einer in Italien, einer in Kanada –, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnten, die aber etwas verbindet. 
      Es sind drei Geschichten, die miteinander verwebt und abwechselnd erzählt werden. Der Anfang findet in Indien statt, in der Smita mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt. Sie sind Unberührbare und gehören damit der niedrigsten Kaste an. Smita wünscht sich ein besseres Leben für ihre Tochter, weswegen die Familie eine gefährliche Reise auf sich nimmt. In Italien muss Giulia nach einem schweren Unfall ihres Vaters die Perückenmanufaktur übernehmen, aber feststellen, dass diese fast dem Ruin nahe ist. Zudem liebt sie einen Sikh, was in ihrer Gegend alles andere als toleriert wird. Sarah ist eine Anwältin in Montreal, die auf der Karriereleiter auf dem Weg nach oben ist, aber dann trifft sie ein Schicksalsschlag schwer.
      Es kann für die Regisseurin nicht leicht gewesen sein, ihren Roman auf die Erzählform eines Films mit zwei Stunden Laufzeit zu kondensieren, aber man hat nie das Gefühl, dass etwas fehlt. Zugleich verweigert sie sich auch der Versuchung, die Geschichte im Melodramatischen versinken zu lassen. Gelegenheit dazu hätte sie genug gehabt. Stattdessen wirft sie den Blick aufs weibliche Leben über Grenzen, Länder und Traditionen hinweg. Die Leben dieser drei Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch verbindet sie etwas. Was, das wird am Ende klar und ist auch einigermaßen vorhersehbar. Colombani erzählt selbstsicher und mitreißend. Sie schafft es, dem Publikum ein Gefühl dafür zu geben, was es heißt, eine Frau zu sein, womit sie dem männlichen Publikum vielleicht ein klein wenig die Augen öffnen kann.

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      The Holdovers


      Tragikomödie


      Regie: Alexander Payne
      Land: USA 2023
      Länge: 133 Min.
      FSK: 12 Jahre
      Darsteller: Paul Giamatti, Joy Randolph, Dominic Sessa


      Kurz vor Weihnachten im Jahre 1970 beginnt die Geschichte, an einer kleinen Internatsschule im amerikanischen Nordosten. Hier fristet der Lehrer Paul Hunham ein eher karges Dasein, wird weder von seinen Kollegen und schon gar nicht von seinen Schülern mit allzu viel Respekt behandelt. Was zum einen daran liegt, dass er ein eher bärbeißiger Lehrer ist, der sich gerne über die Unfähigkeit seiner Eleven lustig macht.
      Bald ist Weihnachten und dieses Jahr fällt es Hunham zu, in der Schule zu bleiben, um die sogenannten Holdovers zu betreuen, Schüler, die über die Feiertage nicht zu ihren Eltern können – oder deren Eltern lieber ihre Ruhe haben, statt sich mit ihrem Nachwuchs herumzuschlagen. Einer dieser Holdovers ist Angus, eigentlich ein guter Schüler, der aber seine Arroganz noch etwas zu offensiv vor sich herträgt, um zu verstehen, was er mit seinen Qualitäten erreichen könnte.
      Ein paar Wendungen später sind alle Holdover-Schüler bis auf Angus verschwunden, allein die Haushälterin Mary Lamb leistet dem Lehrer-Schüler-Duo Gesellschaft beim wenig weihnachtlichen Essen. Und bringt die Truppe bald auf den Weg, denn Angus hat den Wunsch geäußert, ein paar Tage im nicht zu fernen Boston zu verbringen, eine Exkursion, die Hunham als schulische Aktivität betrachten kann und der er deswegen zustimmt.
      Immer wieder deutet der Film jedoch einen größeren Rahmen an, lässt den Lehrer von den Kriegen der alten Griechen berichten, spielt auf den damals gerade währenden Vietnamkrieg an, der die amerikanische Gesellschaft zu zerreißen drohte, arm und reich, schwarz und weiß trennte und schlägt den Bogen zu den Konflikten der Gegenwart. Ganz unterschiedlich laufen die Konflikte ab, aber doch ähnlich, die Fehler der Vergangenheit wiederholend. Ob es aus diesem ewigen Kreislauf einen Ausweg geben kann ist die Frage, die unter der Oberfläche des Filmes mitschwingt.

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      Smoke Sauna Sisterhood

      Dokumentarfilm
       

      Regie: Anna Hints
      Land: Estland, Frankreich, Island

      Länge:  89 Min


      In einer Hütte tief im schneebedeckten Wald treffen sich Frauen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zum gemeinsamen Saunieren. Mit den Hüllen fallen Tabus. Sanfte Stimmen flüstern unausgesprochene Ängste und leidvolle Erkenntnisse in das schützende Dunkel der dampferfüllten Sauna. Aufgefangen vom leisen Zuhören ihrer Gefährtinnen berichten die Frauen von ersten Liebschaften, aber auch von sexuellen Übergriffen und unerträglichen Geburtsschmerzen. Dieses transformative Ritual begleitet Filmemacherin Anna Hints in SMOKE SAUNA SISTERHOOD. Der in seiner Intimität fast mystische Dokumentarfilm zeigt Frauen nicht, wie sie sind, sondern in ihrem Werden, erzählt von jenen Veränderungen, die sich in das Leben und den Körper einer Frau einschreiben. Dank tiefer Empathie und Menschlichkeit gelingt ein ungeschönter und dennoch immer extrem fokussierter Blick ins Innere der Rauchsaunen – einer Tradition, die von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde.
      Mit authentischer Stimme verwebt der Film weibliche Schmerz- und Lebenserfahrung mit einer Schutzschicht aus Materialien der Natur: Holz, Hitze und Birkenzweige sind die Koordinaten in diesem archaisch-zauberhaften Film, der genießerisch dabei zuschaut, wie Gemeinschaft entstehen kann, solange nur ein gemeinsamer Raum zur Verfügung steht. SMOKE SAUNA SISTERHOOD erinnert in seiner Optik an klassische Vermeer- oder Rembrandt-Gemälde und macht die heilende Wirkung femininer Solidarität spürbar. Auf dem Sundance Film Festival wurde Anna Hints mit dem Preis für die Beste Regie in der Reihe „World Cinema Documentary“ ausgezeichnet.
      (Neue Visione
      n)

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